Viele von uns durchleben gerade schwierige Zeiten, in denen einiges zusammenkommt: das schon seit Monaten fehlende "normale" Leben, bei vielen Selbstständigen sind es fehlende Einnahmen und Ungewissheit, wie und wann es weiter geht, für Familien mit Kindern ist es Home Schooling oder Betreuung der kleineren Kinder... Der Alltag verlangt phasenweise so viel von uns, dass wir gar nicht mehr zur Ruhe kommen.
Ohne meine Yogapraxis wäre ich wahrscheinlich schon ein Wrack. Ich brauche täglich meine Auszeiten in der Stille und - habe ich es mal nicht geschafft - merke ich es sofort an meiner Dünnhäutigkeit.
Die Wirkung von Yoga entfaltet sich auf mehreren Ebenen. Durch seine Ganzheitlichkeit trägt Yoga Dich durch die Krisen und gibt Dir langfristig Halt.
Ebene No. 1 - Bewegung
Ein gesunder und flexibler Körper ist bekannterweise eine wichtige Grundlage für eine stabile Psyche. Stress, negative Gedanken und Erlebnisse werden in Form von Verspannungen im physischen Körper gespeichert. Indem wir Asanas praktizieren, bauen wir nicht nur den Stress ab - was generell Bewegung mit sich bringt - sondern lösen auch die Verspannungen, die sich im Körper festgesetzt haben. Diejenigen, die Yoga Nidra praktizieren, kennen das schon: wir arbeiten zwar mit dem Körper, wirken dabei aber auch auf das Gehirn, was wiederum unsere Stimmung zum Positiven verändert.
Ebene No. 2 - Entspannung
Yogapraxis schenkt uns Entspannung auf mehreren Ebenen. Nicht nur der physische Körper kommt zur Ruhe, sondern auch der Geist. Das liegt an der engen Verbindung zwischen der geistigen Aktivität und dem Atem. Je schneller und flacher unser Atem ist, desto schneller rasen unsere Gedanken. Sobald wir unseren Fokus auf die bewusste Atmung lenken - das kennst Du mit Sicherheit aus der Vorentspannung - wird sie tiefer und langsamer, und Du merkst, wie Du innerlich stiller und ruhiger wirst. Diese innere Ruhe ist eine wichtige Voraussetzung dafür, auch in unruhigen Zeiten gute Entscheidungen zu treffen.
Ebene No. 3 - Selbstakzeptanz
Auf der Matte begegnest Du in erster Linie Dir selbst. Während Du Dich bewegst und atmest, hast Du die Gelegenheit, Dich selbst zu beobachten. Welche Asana erzeugt bei Dir Widerstand? Und warum? Wo vermeidest Du Anstrengung? Was willst Du auf Biegen und Brechen hinbekommen? Indem Du Dir diese Fragen stellst, entlarvst Du Deine Verhaltensmuster, was der erste Schritt auf dem Weg der Selbstakzeptanz ist. Je offener und durchlässiger Du in Deiner Selbstbeobachtung wirst, desto einfacher wird es für Dich, mutig Veränderungen zu begegnen und innerlich zu wachsen.
Ebene No. 4 - Krise als Aufgabe begreifen
Eine Krise bringt immer Herausforderungen mit sich und aber auch eine Chance zur Erneuerung. Vor allem wenn wir es schaffen, die innere Grundhaltung des "Aus-allem Lernens", die wir uns schon bei der Asanapraxis angeeignet haben, zu gewinnen. Anstatt innerlich "Oh my God!" zu rufen, frage ich mich inzwischen: "Was ist jetzt meine Aufgabe?" - Und konzentriere mich darauf, sie zu lösen. Diese Aufgaben können sehr verschieden sein: von Essen-Kochen und Hausaufgaben-Betreuung bis Geschäftsentwicklung in der Lockdown Situation - und sie sind alle gleich wichtig. Und es ist auch wichtig, wie jeder einzelner Mensch mit solchen Krisensituationen umgeht, denn davon sind alle betroffen. Verbreiten wir Ärger und Unzufriedenheit, sähen wir destruktive Negativität. Versuchen wir uns auf unsere Aufgaben zu konzentrieren, tragen wir dazu bei, dass die Krise gemeinsam überstanden wird. In diesem Gefühl der Verbundenheit und dem Wunsch nach Wohlergehen für alle entsteht die spirituelle Ebene der Praxis, die ihren Anfang irgendwann auf der Yogamatte genommen hat.