Da ich im April wegen der Osterferien relativ wenig Yogastunden gebe, habe ich mich für einen Fokus entschieden, der sich hauptsächlich außerhalb der Yoga Matte abspielt. Und zwar geht es um Reduktion als Selbstschutz in Zeiten der absoluten Reizüberflutung mit materiellen und immateriellen Dingen. Ich komme endlich wieder dazu, über Minimalismus schreiben - das Thema habe ich schon seit zwei-drei Jahren am Wickel...
„Viele würden gern ein einfacheres Leben führen, wenn der Weg dahin nicht so kompliziert wäre.“ - sagte Justus Jonas der Ältere (deutscher Jurist, Humanist, lutherischer Theologe und Reformator, der im XVI Jahrhundert lebte). Und damit hat er irgenwie recht. Ich habe schon mehrere Versuche unternommen, mein Zuhause und meinen Alltag auszumisten... Leider bin ich noch nicht fertig.
Wobei das Entrümpeln meiner Gewohnheiten und meines Terminkalenders mir viel leichter fällt als die Konfrontation mit der "physischen Welt". Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was mich glücklich macht und was mich in diesen unruhigen und unausgeglichenen Zustand versetzt, den wir alle unter der Bezeichnung "Stress" kennen. Ich habe richtig Listen geschrieben, damit ich nichts vergesse und mit diesen Themen arbeiten kann.
Was ist Dein Lebenselixier? Was erfüllt Dich mit Freude und schenkt Dir das Gefühl, schwebend und leicht durch die Tage zu gleiten? Suche Dir drei-vier Dinge raus und versuche sie zuerst in Deiner Woche - später in Deinem Tag unterzubringen. Das ist die Grundlage, die Dich auch durch die turbulentesten Zeiten durchbringen wird.
Und wie sieht es mit Deinen Energie-Räubern aus? Sind es Deine Gedanken? Deine Verpflichtungen? Ein ungelöster Konflikt mit jemandem, der Dir am Herzen liegt? Ein voller Terminkalender? Oder Dein Drang zum Perfektionismus? Ich kann Dir nur empfehlen, Dich damit auseinander zu setzten und zu versuchen, alles zu reduzieren und aufzulösen - als eine Selbstschutzmaßnahme. Damit Du Morgens mit einem Lächeln aufwachst und nicht mit Ohnmacht und Gedanken darüber, wie Du den Tag überstehen sollst...
Du kannst mit der Reduktion natürlich auch in Deiner Umgebung anfangen. Die Äußere Klarheit überträgt sich bekanntermaßen auf den Geist. Finde heraus, wie viel Energie Du hast, um Dich der Welt der Gegenstände zu stellen. Strotzt Du vor Kraft und fühlst Dich in der Lage, Dein Zuhause innerhalb von wenigen Tagen zu entrümpeln? Nur zu! Bist Du eher ohnmächtig alleine bei der Vorstellung, Dir einen ganzen Schrank vorzunehmen? Dann geht es Dir ähnlich wie mir - was habe ich mir für Pläne gemacht: was, wie und in welchem Zeitraum ich alles schaffen will. Und jedes Mal bin ich gescheitert. Weil mir die Präsenz der Dinge körperlich weh tut und ich damit überfordert bin, eine große Ausmist-Aktion durchzuführen. Also mache ich es jetzt ganz langsam: Regal für Regal, Schublade für Schublade. Es wird dauern, aber ich bin auf einem guten Weg zum Ziel.
Zum Schluss möchte ich Dir einen Tipp für eine reduzierte Yoga Praxis geben. Auch wenn der Tag lang und anstrengend war, und Du keine Möglichkeit hattest, Asanas zu praktizieren, versuche folgendes Ritual zu etablieren: lege Dich für einige Minuten auf Deine Matte, decke Dich zu, schließe Deine Augen (falls Du ein Augenkissen hast - perfekt!) und beginne tief und bewusst in Deinen Bauch zu atmen. Gehe durch Deinen Körper gedanklich durch und nimm wahr, wie sich die verschiedenen Regionen anfühlen. Versuche dabei nicht wertend zu sein. Verweile in dieser Rolle des Beobachters und beginne dann, mit jedem Ausatmen Deine Anspannung, Deine Müdigkeit, Deine Gedanken, die vielleicht noch um Probleme kreisen, loszulassen. Stelle es Dir bildlich vor, wie alles, was Dich gerade beschäftigt, aus Deinen Nasenlöchern hinausfließt bis Du ganz leer geworden bist. Genieße diese Ruhe und kehre anschließend erfrischt in Dein Leben zurück.
Wir sehen uns auf der Matte!
Meine liebe Anna,
Ich finde deine Art zu schreiben sehr schön.
Deine „Fokus des Monats“ treffen bei mir immer den richtigen Nerv.
Danke das es dich gibt?