Von klein auf an werden wir ständig aufgefordert, Entscheidungen zu treffen. Am Anfang ist es vielleicht so was wie: "mag ich lieber rot oder blau?" oder "ich kann mich zwischen Pizza und Nudeln nicht entscheiden". Später wird's ernster: "Kann ich meiner Freundin wirklich vertrauen?" oder "Was will ich studieren?" oder "Möchte ich mit diesem Menschen mein Leben teilen?" Naja, irgendwann scheint das "gröbste" vorerst entschieden zu sein... bevor wieder die nächsten Fragen kommen.
Wie entscheidest Du? Wiegst Du alle pro und contra ab und schreibst dabei alles aufs Papier? Oder sorgst Du Dich beim Entscheiden darum, was Deine Familie-Freunde-Bekannte-Nachbarn davon halten werden? Oder entscheidest Du Dich innerhalb von Sekunden aus dem Bauch heraus?
Seit ich Mutter bin, treffe ich gefühlt an die zwanzig Entscheidungen täglich. Dabei handelt es sich meistens um Kleinigkeiten und Banalitäten, die innerhalb von Sekunden entschieden werden müssen. Doch ab und zu bekomme ich auch eine richtige Nuss zu knacken. So wie in der Weihnachtszeit...
Vielleicht kennst Du das auch: Du möchtest Deinem geliebten Kind den allergrößten Herzenswunsch erfüllen (es ging um ein größeres Haustier) und merkst, dass Du dabei verloren gehst. Du würdest vieles aufgeben müssen, was Dir Freude macht; Du müsstest auf vieles verzichten, was Dir wichtig ist, weil deine Zeit dafür nicht mehr reichen wird. Ich fühlte mich so, als müsste ich zwischen mir und meinem Kind entscheiden. Mein Herz sagte JA zu dem Wunsch des Kindes und mein Bauch sagte NEIN, weil ich merkte, dass ich in eine Erstarrung komme und nur noch "funktionieren" kann, um die gestiegene Komplexität des Lebens auszubalancieren. Also fasste ich das Herz und sagte NEIN.
Es war traurig. Für mein Kind und für mich auch. Ich fühlte mich die ganze Zeit als Versagerin: warum bekommen so viele Menschen es hin und ich nicht? Warum bin ich nicht bereit, noch eine Verpflichtung auf mich zu nehmen? Naja... es ist jetzt ein paar Tage her. Und ich muss sagen, ich habe für mich die richtige Entscheidung getroffen. Nur ich kann wissen, was für mich gut ist und was ich mir zumuten kann. Und es liegt ausschließlich in meiner Verantwortung, mich darum zu sorgen und entsprechende Entscheidungen zu treffen, die für andere Menschen vielleicht gar nicht nachvollziehbar sind.
Das war meine erste persönliche "Unterrichtsstunde" Anfang des Jahres. Ich habe mir vorgenommen, nur die Entscheidungen zu treffen, die sich für mich gut anfühlen. Und das wünsche ich Dir auch!