Als ich noch in meiner Heimat lebte, war das Fasten etwas ganz Selbstverständliches. Meine Mutter kochte nur mit pflanzlichen Fetten und fleischlos. Zwei mal die Woche gab's Fisch. Leider gekocht... Alle warteten auf den Ostersonntag, an dem wir unsere bemalten Eier und andere Speisen in die Kirche trugen und segnen ließen.
Nach meinem Umzug in die westliche Welt ist mir der Gedanke des freiwilligen Verzichts etwas abhanden gekommen. Überwältigt vom Angebot der Speisen und Konsumgüter, die ich zum Teil zum ersten Mal im Leben erblickt habe, war ich Jahre lang damit beschäftigt, alles mögliche zu kosten. An Fasten - im eigentlichen und im übertragenen Sinne - habe ich nicht mehr gedacht.
Erst als ein Smartphone den Einzug in mein Leben hielt, wurde ich nachdenklich. Dieses zu viel an Chats, Push-Nachrichten, E-Mails, die nach einer Antwort schrien, und anderen giftig-süssen Vorzügen dieses Wunder-Geräts wuchs in mir die Sehensucht nach weniger. Und so habe ich angefangen, Sadhana zu üben.
Sadhana ist ein Sanskrit Wort und bedeutet "in seine Gewalt bringen", "bewältigen", "sich zu Willen machen". Im yogischen Sinne steht Sadhana für eine spirituelle Praxis, die eine beliebige Übung darstellen kann, die der spirituellen Entwicklung dient. Dazu gehören zum Beispiel tägliche Ausübung der Asanas, Pranayama und Meditation. Dehnen wir die Übungspraxis aus, finden wir im Alltag unendlich viele Gebiete, auf denen wir unseren Geist schulen können.
Dadurch dass wir beim Fasten auf belastende Lebensmittel und Getränke verzichten, unterstützen wir die körperliche Entgiftung. Wollen wir den Geist reinigen, überdenken wir Handlungen, die unbewusst und aus Gewohnheit ausgeführt werden oder eine "instant Befriedigung" eines plötzlich aufgetauchten Wunsches dastellen. Um die eigenen Verhaltensmuster zu erkennen, müssen wir anfangen, uns selbst zu beobachten und eigene Handlungen zu hinterfragen. Und darauf möchte ich meinen Fokus in der Fastenzeit richten.
Ich lade Dich ein, diesen spannenden Weg mitzugehen und - bevor Du die Hand zückst, um die Feeds zu scrollen, eine Zigarette anzuzünden oder mit einem neuen Stück zu Kasse zu gehen - Dich jedes mal zu fragen, "Warum mache ich das gerade?" Sei gespannt auf Deine Erkentnisse und vielleicht Veränderungen, die in Dein Leben eintreten werden.