Diejenigen, die in meine Yogastunden kommen, kennen diese Wechselatmung als Anuloma Viloma Pranayama. Nadi Shodhana ist eine andere Bezeichnung dafür, die den Sinn der Übung viel besser widerspiegelt. Nadi Shodhana bedeutet 'Reinigung der Nadis', der Energiekanäle.
Im Yoga geht man davon aus, dass die beiden Nasenlöcher mit den zwei pranischen (energetischen) Wegen verbunden sind - mit IDA und PINGALA.
Die IDA Kraft, die durch das linke Nasenloch fließt, stellt den mentalen Aspekt da. Sie gibt Form und Vitalität unseren Gedanken und Wünschen und kontrollieret alle mentalen Erscheinungen, solange sie mental bleiben. Die IDA Energie ist kühl, weiblich und ist mit dem Mond verbunden. Sie repräsentiert den Parasympathikus.
Die PINGALA Kraft fließt durch das rechte Nasenloch und stellt den physischen Aspekt des Lebens da. Sie ist für die körperliche Aktivität verantwortlich und kontrolliert unsere Ausdauer und Anregung sowie die Zustände der Entspannung und Anspannung. Die PINGALA Energie ist warm, männlich und ist mit der Sonne verbunden. Sie repräsentiert den Sympathikus.
Somit stehen diese zwei pranischen Kräfte für die Dualität, die in jedem Wesen verankert ist.
Indem wir Nadi Shodhana praktizieren, dehnen wir den Atem aus (beim Verlängern der Ausatmung), wechseln beim Atmen von einem Nasengang zum anderen und halten den Atem an, wodurch unsere Lungenkapazität erhöht wird. Dabei werden die Energiekanäle, die Nadis, gereinigt und pranische Blockaden entfernt. So bringen wir IDA und PINGALA Kräfte ins Gleichgewicht und schaffen damit die Voraussetzung für das Erwachen der größeren Energieressourcen.
Die Übung
- Setze Dich in den Meditationssitz Deiner Wahl. Rücken, Nacken und Kopf sollen sich in einer Linie befinden. Achte darauf, dass Deine Haltung stabil und leicht ist, damit Du ganz zur Ruhe kommen kannst. Schließe die Augen und mache einige tiefe Atemzüge.
- Der Atem ist während der ganzen Übung geräuschlos. Achte darauf, dass Du ohne jeglichen Druck atmest. Auch das Anhalten des Atems soll nicht unangenehm sein. Der Atemvorgang geschieht ausschließlich durch die Nase.
- Eine Runde Nadi Shodhana besteht aus zwei vollen Atemzügen: links einatmen, rechts ausatmen, rechts einatmen, links ausatmen. Fünf bis zehn Runden sind ausreichend.
- Die Achtsamkeit ist auf den Atem und das Zählen des Atems gerichtet. Die spirituelle Wahrnehmung ruht während der ganzen Übung im AJNA CHAKRA (das 6. Chakra).
- Die Handhaltung: die linke Hand liegt auf dem linken Knie, dabei sind Daumen und Zeigefinger geschlossen, die restlichen Finger gestreckt, die Handfläche ist nach oben (JNANA MUDRA) oder nach unten (CHIN MUDRA) gerichtet. Den Daumen und den Ringfinger der rechten Hand benutzt Du, um die Nasenlöcher zu schließen bzw. zu öffnen. Zeige- und Mittelfinger sind in die Handfläche gebeugt.
- Die Technik: schließe mit dem rechten Daumen das rechte Nasenloch und atme links vollständig aus. Atme links langsam ein und zähle dabei bis vier, schließe das linke Nasenloch mit dem Ringfinger und halte den Atem ein - zähle dabei bis 16. Nun öffne das rechte Nasenloch und atme langsam und geräuschlos aus und zähle dabei bis acht. Dann atmest Du in der gleichen Art und Weise rechts ein - halten - links aus. Damit ist eine Runde abgeschlossen.
- Für Anfänger gibt es eine Variante ohne Anhalten der Luft. Atme dabei auf fünf links ein und auf fünf rechts aus (und zurück). Oder - wenn Du das Anhalten des Atems üben möchtest - atmest Du im Verhältnis von 2 - 8 - 4 und verfeinerst Deine Technik bis Du bei dem Zählverhältnis von 4 - 16 - 8 angekommen bist.
- Wichtiger Hinweis: der Atem soll nicht forciert werden. Es ist ganz wichtig, dass Du bei der Übung kein Unwohlsein empfindest. Sollte es der Fall sein, gehe zurück auf eine leichtere Stufe.
- Wann üben? - die ideale Zeit ist Morgen- oder Abenddämmerung. Doch bekannterweise ist es bei unserem Lebenswandel schwierig, sich diesen Zeiten anzunähern. Deshalb über wann immer es in Deinen Ablauf passt. Es ist immer besser, das zu tun, als auf einen perfekten Augenblick zu warten. Von der Reihenfolge her gehören Pranayamas nach der Asana Ppraxis und vor der Meditation.