Im Laufe des Lebens entwickelt fast jeder Mensch so was wie eine morgenliche Routine - oder sagen wir lieber ein Ritual - das klingt schöner. Je nach Persönlichkeitsstruktur und Temperament fällt so ein Ritual sehr verschieden aus - von andächtig langsam bis chaotisch und sich überschlagend. Ich weiß, dass viele meiner Yogaschüler zusätzlich noch den Anspruch haben, ein paar Yoga Übungen in ihrem Morgen unterzubringen - mit wechselndem Erfolg.

Die Wissenschaftler haben inzwischen herausgefunden, dass eine neue Gewohnheit etwa sechs Wochen braucht, um sich im Leben zu etablieren. Sechs Wochen ist eine lange Zeit, doch mit einer Prise Disziplin und der Intention, Dir selbst einige Minuten zu schenken, die Deinem Tag mehr Ruhe und Positivität geben, sollte motivierend genug sein.

Es gibt natürlich kein "Universell-Rezept" für alle, denn die Lebensumstände und persönlichen Gegebenheiten sind ganz individuell: ob angestellt oder freiberuflich, mit Kindern oder ohne, Frühaufsteher oder Eule, Pedant oder Chaot... und doch mit Sicherheit wünscht sich jede/r am frühen Morgen, dass der bevorstehende Tag schön wird.

Ich habe im Laufe meines Lebens viele "Routinen" ausprobiert: von gar keinen bis zu einer vorbildlich-yogischen. Obwohl ich ein sehr disziplinierter Mensch bin, habe ich die Anforderungen an mich selbst oft zu hoch gesetzt. Jetzt - nach einer mehr oder weniger täglichen 18-jährigen Yogapraxis - bin ich viel nachsichtiger geworden. Denn, wie gesagt, die Intention zählt und nicht das akribische Befolgen eines unrealistischen Morgen-Rituals - wie schön Du Dir ihn auch ausgemalt hast.

Hier habe ich ein paar Anregungen für Dich zusammengestellt, mit der Angabe des Zeit-Aufwandes - für eine realistische Planung. Ich hoffe, dass da irgendetwas dabei ist, was Dich inspiriert und Deine Morgen-Routine noch ein Stück yogischer macht.

  • Vorbereitung am Abend ist das A und O für einen stressfreien Morgen. Ordne Deinen Schreibtisch, schau in Deinen Kalender und auf die TODO Liste, um nichts zu übersehen. Packe Deine Tasche, prüfe die Garderobe, wenn es wichtig sein sollte. Ich decke sogar den Frühstückstisch am Abend - das spart mir am nächsten Morgen richtig Zeit.
  • Dankbarkeit kultivieren: nach dem Aufwachen denke kurz an den bevorstehenden Tag und überlege, worüber Du Dich heute freust: es muss nicht immer etwas großes sein, was passiert, es kann auch etwas kleines sein, was nicht passiert (eine Minute).
  • Denke an die Menschen, die Dir nahe stehen, die Du flüchtig kennst oder über die Du Dich gerade ärgerst und schicke ihnen allen gedanklich einen lieben Gruß und die Wünsche des Wohlergehens (eine Minute).
  • Nach dem Aufstehen zehn tiefe Atemzüge am offenen Fenster (Balkon/Terrasse/Garten) machen (eine Minute) oder - falls Du einen Garten hast - das Atmen mit dem Barfuß laufen auf dem Rasen verbinden (zwei Minuten).
  • Drei bis sechs Runden Sonnen Gruß machen (fünf Minuten).
  • Pranayama (Atem-Übungen) praktizieren: Kapalabhati mit 100 Ausatmungen und anschließenden Atempause (drei Minuten); Anuloma Viloma mit sieben Runden 4-16-8 (drei Minuten).
  • Japa Meditation - jede Minute zählt!
  • Stille Meditation: hier zählt auch jede Minute, ich empfehle zehn - wenn die Zeit am Morgen es hergibt.
  • Savasana auf der Matte (nicht im Bett!) nach den gemachten Übungen (eine bis zwei Minuten).

Pflege Dein Ritual, bleibe dabei jedoch achtsam: Bedürfnisse, Lebensphasen und Lebensumstände ändern sich. Es kann sein, dass dann neue Inspirationen in Dein Leben kommen, denen Du folgen willst.

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